Ursachen und Entfernung von Ablagerungen auf Kontaktlinsen
Obwohl inzwischen die in Kontaktlinsen verwendeten Kunststoffe besonders glatt und damit weitgehend resistent gegen Ablagerungen sind, verbleiben durch das tägliche Tragen im Auge Rückstände. Werden diese Partikel nicht entfernt, sinkt der Tragekomfort, das Erkrankungsrisiko steigt: Wir erklären Ursachen und die Entfernung von Ablagerungen auf Kontaktlinsen!
Ablagerungen auf der Linse: Ein potentieller Infektionsherd
Neuartige Kunststoffmaterialien wie bei Silikon-Hydrogel Linsen werben mit einer extra-glatten, speziell bearbeiteten Linsenoberfläche, die Ablagerungen auf Kontaktlinsen vermeiden soll. Da aber der menschliche Tränenfilm selbst als Hauptverursacher für Rückstände gilt, gelingt dies nicht immer. Augenexperten gehen davon aus, dass besonders bei weichen Kontaktlinsen ein Großteil der klinisch-pathologischen Symptome aus verunreinigten Linsen resultiert.
Risikofaktor Tränenfilm
Es ist schwer vorstellbar, dass unser Tränenfilm einen Risikofaktor für Linsen darstellen kann – schließlich befeuchtet er effektiv die Netzhaut, sodass unser Augenlid problemlos über das Kunststoffmaterial gleiten kann. Doch gerade dieser dauerhafte Kontakt führt dazu, dass sich Proteine (Eiweiße), Lipide (Fette), Muzine (Mischprodukte aus Fetten und Eiweißen) und Salze auf der Kontaktlinsenoberfläche ablagern können.
Ergänzt werden diese Stoffe durch Verschmutzungen, die durch Umwelteinflüsse generiert werden: Schmutz, Staubpartikel und Kosmetik-Überreste schränken nicht nur den persönlichen Tragekomfort ein, sondern bilden wiederum einen idealen Nährboden für Bakterien und Pilze.
Warum Stoffe auf der Kontaktlinse gebunden werden
Die sogenannte Adsorption sorgt dafür, dass diese Stoffe auf der Linsenoberfläche gebunden werden. In diesem Prozess zieht nicht nur die Kontaktlinsenoberfläche Fremdstoffe an: Insbesondere bereits vorhandene Rückstände können andere Fremdpartikel anziehen, die sich dann Schicht für Schicht auf der Linse ablagern.
Vereinzelt können Substanzen sogar in die Oberfläche eindringen und dort Strukturen zerstören.
Ablagerungen sorgen für einen nachhaltig verringerten Tragekomfort und ein erhöhtes Risiko für Infektionen. Außerdem wird der Tränenfilm durchbrochen: Trockene Augen, ein verringerter Visus und starke mechanische Reizungen (Fremdkörpergefühle) können Folge.
Die häufigsten Formen der Ablagerung
Proteine
Proteinablagerungen können mit dem bloßen Auge kaum erkannt, von einem Optiker aber sehr gut identifiziert werden. Durch den oben genannten Adsorptionseffekt kann es neben punktuell begrenzten Protein-Herden auch zu einer gesamten Bindung auf der Linse kommen. Risikofaktoren stellen neben mangelnder Hygiene beim Ein- und Aussetzen auch nicht ausreichend angepasste und damit dauerhaft reizende Linsen dar.
Lipide
Starke Lipidverschmutzungen sind wiederum schon mit bloßem Auge zu erkennen: Erscheint die Oberfläche der Linse unter Lichteinfall etwas ölig, sollte sie schleunigst gereinigt oder entsorgt werden. Für diese Rückstände sind gleichermaßen der natürliche Tränenfilm, aber auch Kosmetika verantwortlich. So können fetthaltige Augenpflegeprodukte schnell in die Augen und somit in die Näher der Kontaktlinse geraten. Kosmetika wie Kajalstifte oder Eyeliner bergen ein enormes Risiko, da sie bei Kontakt mit dem Auge schnell zu Lipidablagerungen führen und im Ernstfall sogar Drüsen im Ober- und Unterlid des Auges verstopfen können. Um solchen Verunreinigungen vorzubeugen, sollten besonders Frauen sich immer abends abschminken, da ansonsten Kosmetika durch unachtsame Bewegungen nachts in die Netzhaut eindringen oder eintrocknen können.
Mikroorganismen
Im natürlichen, ursprünglichen Zustand fährt das Auge einige Abwehrmechanismus auf, die das Ansiedeln von Mikroorganismen unterbinden. Beim Tragen von Linsen verändert sich jedoch die natürliche Komposition des Tränenfilms, der dann weniger antimikrobielle Bestandteile aufweist. Auch wird der Lidschlag als mechanische Reinigung der Augenoberfläche häufig von Kontaktlinsenträgern vernachlässigt. Somit sind die natürlichen Schutzmechanismen des Auges vor Mikroorganismen beim Tragen von Linsen deutlich reduziert. Eine Kontamination hingegen ist im Alltag häufig durch mangelnde Hygiene oder beim Kontakt mit Leitungswasser, gechlortem Wasser und alten, unsauberen Kontaktlinsendöschen möglich.
Pflegemittel gegen Mikroorganismen und Co.
Moderne Kontaktlinsen Pflegemittel haben gleich mehrere Ziele: Zum einen reinigen sie die Linsen, zum anderen versorgen sie sie während der Aufbewahrungsphase über Nacht mit Feuchtigkeit.
Grundlegend wird zwischen Kochsalzlösungen, All-in-one-Produkten und Peroxidsystemen unterschieden, die effektiv zur Linsenpflege beitragen können.
Kochsalzlösungen wie die Sensitive Eyes Saline Solution von Bausch & Lomb sind für das Abspülen und die Reinigung zwischendurch geeignet, jedoch für die vollständige Desinfektion und Reinigung über Nacht unzureichend. Dennoch können Proteinablagerungen schon mit Hilfe von Kochsalzlösungen durch mechanische Reinigung entfernt werden: Hierfür wird die in der Handinnenfläche platzierte Linse einfach mit etwas Pflegemittel beträufelt, danach mit dem Finger der anderen Hand in sanften Kreisbewegungen Druck auf die Linsenoberfläche ausgeübt.
Weitere Pflegemittel: All-in-one-Systeme und Peroxid
All-in-one-Systeme wie die ClearVision Multi Purpose Solution bieten ein Rundumpaket für Kontaktlinsenträger, die sowohl das Reinigen als auch Desinfizieren in einem Schritt erledigt haben möchten. Obwohl die meisten Lösungen dieser Art stark gegen Mikroorganismen und Bakterien wirken, sollte auch der Kontaktlinsenbehälter nach maximal drei Monaten erneuert werden: Hier sammeln sich viele potentielle Infektionsherde.
Peroxid-Systeme zum Reinigen und Desinfizieren
Zur Kontaktlinsenpflege mit kraftvoller Reinigung haben sich Peroxidsysteme wie Aosept Plus HydraGlyde 6 von Alcon bestens bewährt. Das in diesem Kontaktlinsen Pflegemittel verwendete Wasserstoffperoxid entfernt Lipide, Proteine und Mikroorganismen. Von elementarer Wichtigkeit ist allerdings der zusätzliche Neutralisierungsschritt bei Peroxid-Systemen: Nach dem Reinigen muss die Lösung neutralisiert werden, da ansonsten Reizungen und Verätzungen im Auge drohen.
Die Empfehlung: Regelmäßiger Check beim Optiker
Generell sollten Linsenträger mindesten einmal im Jahr einen Augenspezialisten aufsuchen, um die Augen auf Ablagerungen, Reizungen und Erkrankungen zu untersuchen. Ein Augenspezialist kann nicht nur wertvolle Tipps zur Kontaktlinsenpflege liefern, sondern auch bestehende Ablagerungen identifizieren und gegebenenfalls entfernen. Augenärzte und Optiker helfen dabei, gegen Ablagerungen auf Kontaktlinsen die richtigen Gegenmaßnahmen beim Reinigen und Desinfizieren einzuleiten.
Neben Ablagerungen auf Kontaktlinsen kann die Beobachtung von Verfärbungen auch Rückschlüsse zu Ernährungsgewohnheiten und sich im Frühstadium befindlichen Krankheiten zulassen.