Silikon-Hydrogel Linsen
« Innovatives Material mit hohem Tragekomfort »
Kontaktlinsenträger aufgepasst: Die Innovation der Silikon-Hydrogel Linsen verspricht perfekten Tragekomfort ohne trockene Augen. Die einzigartige Materialkomposition soll 24 Stunden tragbar sein und außerdem Hornhauterkrankungen vorbeugen. Doch was genau verbirgt sich hinter der neuen Kontaktlinsen-Generation?
Silikon-Hydrogel: Der große Unterschied
Eine typische Szene aus dem Leben eines langjährigen Kontaktlinsenträgers: Die Tür zur Wohnung aufgeschlossen, erstmal der Gang ins Bad. Denn: Nach einem langen fordernden Arbeitstag stört die Linse, ist ausgetrocknet und wird schlussendlich als unangenehmer Fremdkörper wahrgenommen. Der schwindende Tragekomfort ist bei konventionellen Monatslinsen und Wochenlinsen materialbedingt: Weiche Hydrogel-Linsen hingegen tragen einen großen Wassergehalt mit sich, welcher wiederum die Sauerstoffzufuhr unserer Augen regelt.
Doch gerade bei sehr langen Tragezeiten oder persönlicher Veranlagung zu trockenen Augen kann der Flüssigkeitsfilm schnell verdunsten: Schon wird die Kontaktlinse als kratzig und unangenehm wahrgenommen. Die neue Silikon-Hydrogel Technik soll hierfür Abhilfe schaffen und richtet sich besonders an Kontaktlinsenträger mit empfindlichen Augen. Aus einer ausbalancierten Materialmischung aus Silikon und Wasser konzipiert, sind die innovativen Sehhilfen bis zu sieben Mal sauerstoffdurchlässiger als herkömmliche Modelle.
Der DK-Wert ist maßgeblich
Entscheidend für die Beurteilung der Sauerstoffdurchlässigkeit ist der sogenannte DK-Wert, die "Relative Dielektrizitätskonstante". Sie bezeichnet – abhängig von Material, Beschaffenheit und Temperatur einer Kontaktlinse – wie viel Sauerstoff absolut durch die Kontaktlinse dringt. Klassische Kontaktlinsen besitzen einen DK-Wert zwischen 20 und 30, während 40 bislang als erstrebenswert galt. Die daher auch als "Tag- und Nacht-Linse" beworbene Silikon-Hydrogel Linsen (SiH) haben einen DK-Wert von mindestens 100, selten bis zu 140.
Im Gegensatz zur herkömmlichen Hydrogel-Linse wird der Sauerstoffgehalt jedoch nicht durch den Wasseranteil der Linse getragen, sondern bleibt durch die Materialkomposition konstant. Einfach vollzieht sich bei einer herkömmlichen Linse der Sauerstofftransport nur über den Wasseranteil, bei Silikon-Hydrogel durch einen niedrigeren Wasseranteil und materialbedingter Durchlässigkeit.
Die Folgen eines längerfristigen Sauerstoffdefizits im Auge
Trockene Augen sind meist ein deutlicher Indikator dafür, dass die Tragezeit der Monats- oder Wochenlinsen nahezu erschöpft ist. Das Auge versucht konstant, seinen Feuchtigkeitsgehalt konstant zu halten – und hat somit meist nach acht bis zehn Stunden herkömmlichen Modellen genug Feuchtigkeit entzogen, um das Gefühl eines Fremdkörpers zu induzieren. Wenn dann noch diese kritische Tragezeit überschritten wird, drohen sogar Schäden an der Hornhaut. So kann im Extremfall die Beseitigung von Stoffwechselendprodukten gestört werden und die Hornhaut aufquellen.
Indikator hierfür ist eine getrübte Hornhaut, die häufig wie andere Symptome von Hornhauterkrankungen morgens stärker als abends ausgeprägt sind. Feine, eingewachsene Blutgefäße können versuchen, das Sauerstoffdefizit zu kompensieren: Auch sie können ab einer gewissen Ausprägung den Visus negativ beeinflussen. Mit Silikon-Hydrogel Linsen ist dank erhöhter Sauerstoffdurchlässigkeit das Risiko einer Erkrankung geringer.
Silikon-Hydrogel: Studien zum neuen Material
Neben der deutlich reduzierten Wahrscheinlichkeit, an einer durch Sauerstoffunterversorgung entstandenen Erkrankung zu leiden, haben Studien in den letzten Jahren weitere Vorteile von SiH-Linsen hervorgehoben. Besonders bei Kontaktlinsenträgern weist die Bindehaut durch Proteinablagerungen auf der Linse eine große Bakterienvielfalt auf – so viel konnten Mediziner des NYU Langone Medical Centers in den Vereinigten Staaten nachweisen.
Unter SiH siedeln sich wiederum deutlich weniger Bakterien als bei konventionellen Kontaktlinsen an, da das Material einen nur suboptimalen Nährboden für die Kultivierung von Bakterien darstellt. Sogar in der Therapie von Hornhautverletzungen wurde Silikonhydrogel eingesetzt: Das Material hat erwiesenermaßen für einen beschleunigten Heilungsprozess dieser Erkrankungen gesorgt.
Unbegrenzter Tragekomfort: Die neue Linse im Alltag
14 Stunden Tragezeit
Doch was sind die direkten Vorteile von Silikon-Hydrogel Kontaktlinsen im Test? Als einer der Hauptvorteile wird durch bessere Sauerstoffversorgung Reizungen und damit auch Folgeerkrankungen wie Hornhautentzündungen vorgebeugt. Das innovative Kontaktlinsenmaterial trumpft im Alltagstest mit langen Tragezeiten auf: Auch bei Bildschirmarbeit und körperlichen Aktivitäten können die innovativen Sehhilfen bis zu 14 Stunden im Auge verbleiben.
Sehhilfen über Nacht
Besonders für Nachaktive sind die Silikon-Hydrogel Kontaktlinsen doppelt interessant: Bei einigen Linsen ist ein Verbleib der Linse über Nacht durchaus möglich. Dennoch sollte vor insbesondere vor den ersten Nächten "mit Linse" diese vom Augenarzt oder Optiker angepasst und regelmäßig nachkontrolliert werden.
Tragekomfort und Unverträglichkeiten
Es kann durchaus vorkommen, dass die neuen Linsen anfangs mit einer gewissen Eingewöhnungszeit verbunden sind. Dieser Umstand ist unter anderem dadurch bedingt, dass Silikon weniger flexibel als herkömmliches in Kontaktlinsen verarbeitetes Material ist. Einige Hersteller forschen jedoch schon jetzt bereits unter Hochdruck an auf kurze Silikonfäden basierenden weicheren Linsen, welche eine höhere Flexibilität bieten und somit eine sofortige Verbesserung des Tragekomforts mit sich bringen sollen.
Ein kleiner Wermutstropfen ist die höhere berichtete Unverträglichkeit von SiH-Linsen.
Diese Materialunverträglichkeit ist individuell bedingt: Falls die Biokompatibilität mit SiH nicht gegeben ist, muss auf herkömmliche Linsenmodelle zurückgegriffen werden. Wesentlich häufiger allerdings berichten Träger von Monats- als auch Tageslinsen der SiH-Kategorie von einem angenehmen Spontankomfort.
Pflege und Reinigung
Für Kontaktlinsenträger ist es essentiell, Bakterien und Stoffwechselendprodukte von der Sehhilfe fernzuhalten. Dies ändert sich auch nicht bei Kontaktlinsen auf Basis von Silikon-Hydrogel: Das Zusammenspiel aus individueller Anpassung durch den Augenarzt oder Optiker und richtigen Kontaktlinsen-Pflegemitteln beugt langfristig Infektionen oder Irritationen vor.
Träger von SiH-Linsen müssen hierbei glücklicherweise wenig extra beachten und auch nicht tief in den Geldbeutel greifen: Die meisten im Wasserstoff-Peroxid- oder All-In-One Lösungen sind gänzlich kompatibel mit SiH.
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