Achtung: Brillenwerte sind keine Kontaktlinsenwerte
Kontaktlinsenwerte und Brillenwerte sind eine hochkomplizierte Angelegenheit – zumindest auf den ersten Blick. Die wenigsten Träger einer Sehhilfe wissen, was genau mit Angaben wie Sphäre, Zylinder, Achse oder Basiskurve gemeint ist. Wir erläutern Ihnen die wichtigsten Begriffe und klären zudem, weshalb Brillenwerte und Kontaktlinsenwerte zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Parameter für Brillen und Kontaktlinsen
Es gibt mehrere Parameter, die bei beiden Sehhilfen entscheidende Rollen spielen. Dazu gehören die Sphäre beziehungsweise Power in der Maßeinheit Dioptrie, der Zylinder, die Achse und der Additionswert.
Die Sphäre in der Maßeinheit Dioptrie
Beim Blick in den Brillen- oder Kontaktlinsenpass beziehungsweise auf die Brillen- oder Linsenverpackung begegnet einem an erster Stelle meist die Angabe "Sph" für Sphäre. Sie gibt den Grad der Wölbung an, der erforderlich ist, um eine normale Sehkraft sicherzustellen.
Anders ausgedrückt: Die Sphäre offenbart den Wert, mit dem die vorliegende Fehlsichtigkeit korrigiert werden kann. Dargelegt wird ebendieser Brillen- und Kontaktlinsenwert in der Maßeinheit Dioptrie. Dieser ist bei verschiedenen Sehhilfen aber nicht gleich.
Was sind Dioptrien?
Die Dioptrienzahl beschreibt, wie stark ein Brillenglas beziehungsweise eine Kontaktlinse das Licht brechen muss, um die Sehschwäche des Trägers auszugleichen.
Details zu den Werten
Man unterscheidet positive und negative Dioptrienwerte. Positive Dioptrienwerte kennzeichnen das Vorhandensein einer Weitsichtigkeit. Sie werden mit einem Plus vor der Zahl angegeben. Demgegenüber zeigen sich im Falle einer Kurzsichtigkeit negative Dioptrienwerte mit einem Minus vor der Zahl.
Für beide Fehlsichtigkeiten gilt: Je höher der Wert, desto stärker die Ausprägung der Sehschwäche. Die Kontaktlinsen- und Brillenwerte werden in 0,25er-Schritte unterteilt. So entstehen Werte wie -1,25, -2,75, -6,50, +1,00, +3,75, +5,25 und so weiter.
Alternativ zu Sph kommt manchmal auch das Kürzel PWR für Power zum Einsatz. Die Bezeichnungen sind jedoch absolut bedeutungsgleich.
Der Zylinder als Zeichen eines Astigmatismus
Mit den Abkürzungen Cyl und Zyl wird der Zylinder angegeben. Allerdings findet nicht jeder Brillen- oder Kontaktlinsenträger eine entsprechende Anführung in seinen Unterlagen. Dies liegt daran, dass der Wert nur dann relevant ist, wenn die jeweilige Person einen sogenannten Astigmatismus aufweist, der meist aus einer Hornhautverkrümmung resultiert.
Die besondere Form der Fehlsichtigkeit, die sich mit der Form eines Zylinders mathematisch beschreiben lässt, betrifft nicht zwangsläufig beide Augen, sondern kann auch nur einseitig auftreten. Zum Ausgleich benötigt man in jedem Fall torische Linsen oder Brillengläser. Der Zylinderwert zeigt die Stärke an, die für die Kompensation der Hornhautverkrümmung vonnöten ist. Wiederum wird dafür die Dioptrie-Maßeinheit verwendet und in 0,25er-Schritten festgelegt.
Um den Astigmatismus auszugleichen, sind Kontaktlinsen oftmals besser geeignet als eine Brille.
Die Achse als Gefährtin des Zylinders
Die Kürzel A, Ach und Ax stehen für Achse oder Axis und beziehen sich auf die Achslage des Zylinders. Insofern ist auch dieser Wert ausschließlich für Personen mit Astigmatismus von Bedeutung. Er gibt an, in welcher Richtung die Hornhautverkrümmung vorliegt und spiegelt damit die Position des Zylinders wider. Dargeboten wird die Achslage in Grad – als Winkel auf einem Halbkreis. Der Wert variiert zwischen 0 und 180 und folgt 1er-Schritten (1, 2, 3 ... 65, 66, 67... 178, 179, 180). Zudem ist die Achse für das rechte und linke Auge jeweils einzeln zu betrachten. Die Werte können identisch, aber auch vollkommen unterschiedlich sein.
Der Additionswert bei Mehrstärkensehhilfen
Während Zylinder und Achse nur im Falle eines Astigmatismus angegeben werden, kommt der sogenannte Additionswert (ADD) ausnahmslos bei Mehrstärkenbrillen und -linsen vor, die für Menschen wichtig sind, bei denen die Presbyopie (Alterssichtigkeit) bereits behandlungsbedürftige Züge angenommen hat. Demnach fungiert ADD als "Nahzusatzwert", der aussagt, welche Stärke der Ausgleich zur "Wiederherstellung" der Akkomodation des Auges zwischen Nah- und Fernsicht aufweisen muss. Nur unter Berücksichtigung des Additionswertes kann der von der Einschränkung betroffene Linsen- oder Brillenträger im unmittelbaren Nahbereich scharfsehen.
ADD-Werte werden in Dioptrien angegeben. Bis 1,25 gelten sie als niedrig, bis 2.0 als durchschnittlich und bis 2.5 als hoch.
Reine Brillenwerte im Überblick
Neben den Angaben, die Linsen wie Brillen betreffen, gibt es mehrere Parameter, die allein den gläsernen Sehhilfen vorbehalten sind. Solche Brillenwerte sind die Pupillendistanz, das Prisma sowie die Basislage des Prismas.
Die Pupillendistanz als entscheidender Faktor
Mit PD wird die Pupillendistanz abgekürzt. Tatsächlich handelt es sich dabei um zwei ausgesprochen wichtige Brillenwerte, die unter keinen Umständen fehlen dürfen.
Zwei, wieso das? Bei der Ermittlung der Pupillendistanz misst der Augenarzt oder Optiker sowohl den Abstand der Pupille des rechten Auges als auch den Abstand der Pupille des linken Auges zur Nasenmitte (jeweils beim normalen "Geradeausschauen") und notiert die Ergebnisse in Millimetern. Unter Zuhilfenahme der Pupillendistanzwerte kann die Brille so gefertigt werden, dass der optimale Durchblickpunkt des Glases exakt vor der Pupille sitzt. Dies ist für eine gute und gesunde Sicht essenziell.
Das Prisma als Angabe bei einer Winkelfehlsichtigkeit
Pri lautet das Kürzel für die Angabe eines Prismas, die nur dann zum Vorschein kommt, wenn eine Winkelfehlsichtigkeit vorliegt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von latentem Schielen. Das Prisma kann horizontal (h) oder vertikal (v) sein.
Betroffene brauchen eine sogenannte Prismenbrille.
Die Basislage als Gefährtin des Prismas
Die Basislage des Prismas wird mit dem Buchstaben B abgekürzt und in Grad vermerkt. Im Brillenpass einer Person mit Prisma findet sich Brillenwerte zwischen 0 und 360. Mitunter wird die Basislage aber auch nur mit einem kleinen i (innen), a (außen), o (oben) oder u (unten) angegeben.
Reine Kontaktlinsenwerte im Überblick
Natürlich haben auch Linsen eigene Kontaktlinsenwerte, die bei anderen Sehhilfen nicht auftauchen. Gemeint sind vor allem die Basiskurve und der Diameter.
Die Basiskurve der Kontaktlinse
Mit der Base Curve – kurz BC – wird die Basiskurve der Kontaktlinse angegeben. Genauer gesagt handelt es sich dabei um die Krümmung beziehungsweise Wölbung der Sehhilfe. Entsprechende Kontaktlinsenwerte in Millimetern liegen in der Regel zwischen 7,0 und 9,0. Je höher der BC-Wert, desto geringer ist die Linse gekrümmt. Demgegenüber deutet ein niedriger BC-Wert auf eine stark gewölbte Kontaktlinse hin. Derartige Ausführungen empfehlen sich insbesondere für kleine Augen.
Der Diameter der Kontaktlinse
Das Kürzel DIA steht für den Terminus Diameter. Die Kontaktlinsenwerte geben den Durchmesser der Linse in Millimetern an. Sie hängen vom Radius der Hornhaut und dem Linsenmaterial ab. Denn eine weiche Kontaktlinse hat mit 14,0 bis 14,5 generell einen größeren Durchmesser als ein hartes Modell, dessen DIA-Wert jeweils zwischen 9,0 und 10,0 liegt.
Brillen- und Kontaktlinsenwerte unterscheiden sich
Zwar finden sich im Brillen- und Kontaktlinsenpass zum Teil Angaben zu denselben Parametern, doch die Werte selbst, vor allem die zur Sphäre beziehungsweise Power, können sich unterscheiden. Sie lassen sich also nicht eins zu eins übertragen. Der Grund dafür: Während die Brillengläser einen Abstand zum Auge haben (Hornhautscheitelabstand), liegen die Kontaktlinsen direkt auf der Hornhaut auf. Die Differenz äußert sich so, dass Brillenwerte etwas höher ausfallen als Linsenwerte.
Fiktives Beispiel: Eine Person, deren Brillenwert 4,0 Dioptrien beträgt, braucht bei den Linsen eine Stärke von 3,75 Dioptrien. Möchten Sie zukünftig neben Ihrer Brille auch ab und zu kleine Sehhilfen aus Kunststoff tragen, müssen Sie die Kontaktlinsenwerte vor einer Bestellung unbedingt vom Augenarzt oder Optiker Ihres Vertrauens anpassen lassen!