Durchmesser, Basiskrümmung und Zylinder: Im Dschungel der Fachbegriffe fällt es sogar manchen Kontaktlinsenträgern schwer, hier noch durchzublicken. Da scheint der Wassergehalt einer Linse ungleich eindeutiger: Je höher, desto besser – oder? Wir klären über den Wassergehalt bei Kontaktlinsen auf!

Kontaktlinsen und Wassergehalt: Was besagt der Wert in Prozent?

Der Wassergehalt von Kontaktlinsen wird vom Hersteller in Form einer Prozentangabe auf der Verpackung ausgezeichnet. Dieser Wert besagt, aus wie vielen Teilen Wasser das Hydrogel- oder Silikon-Hydrogel-Material besteht. Dabei variiert der Wert (abhängig von verwendetem Material und der Art der Kontaktlinse) erheblich.

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Unsere Hornhaut besteht zu ungefähr 78 Prozent aus Wasser. Insbesondere bei der mittleren Schicht und prozentual größten Schicht der Hornhaut - dem sogenannten Stroma - ist ein gleichbleibender Wassergehalt sehr wichtig: Stört ein Umwelteinfluss das Gleichgewicht zwischen Wasseraufnahme und Wasserabgabe, kann der Brechungsindex variieren. Dieser Vorgang könnte ein vermindertes Seherlebnis induzieren.

Wie kommt das Wasser in die Linse?

Umso wichtiger ist es also, dass schon die vorderste Schicht der Hornhaut, auf dem die Kontaktlinse aufliegt, ausreichend und dauerhaft mit Flüssigkeit und Sauerstoff versorgt wird. Ein Großteil weicher Linsen generiert diese Versorgung über einen hohen prozentualen Anteil an Wasser, da hier das Wasser als Transportmittel für Sauerstoff dient. Außerdem sorgt der hohe Wasseranteil für die nötige Flexibilität: Gerade weiche Produkte zeichnen sich durch ihren flexiblen, angenehmen Tragekomfort aus. Dabei muss das Material in seiner Urform nicht einmal weich sein: Im Prozess der Hydratation wird ein hartes, wasseraufnahmebereites Material mit biokompatibler Befeuchtungsflüssigkeit in Verbindung gebracht, welche dann von der Linse aufgesogen wird.

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© Africa Studio / Fotolia.com

Fast jeder Hersteller gibt diesem Verfahren einen eigenen Namen: Gemeinsam ist, dass die Linse über den Tag verteilt sukzessiv die aufgesogene Feuchtigkeit wieder an das Auge zurückgibt.

Wieviel Wasser hat eine weiche und harte Kontaktlinse?

Durch die erwähnte Hydratation besitzen Linsen einen hohen Wasseranteil, der auch wieder abgegeben werden kann. Dies ist der Grund, weshalb eine verloren gegangene Linse schnell die Form verliert und austrocknet: Optiker raten in diesem Fall, die intakte, aber dennoch vertrocknete Linse für 24-Stunden in eine Lösung einzuweichen, um die vollständige Re-Hydratation zu gewährleisten.

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Insbesondere für weiche Kontaktlinsen ist der Wassergehalt entscheidend: Wie oben bereits angesprochen, generieren sie ihren Sauerstofftransport durch den Wasseranteil. Trockene Augen sind meistens schon ein deutliches Warnzeichen, dass die Augen auch an Sauerstoff unterversorgt sind.

Wasseranteil einer weichen Linse

Außerdem hängt der Brechindex in der Konstruktion weicher Linsen unmittelbar mit dem Wasseranteil zusammen: Je höher dieser Anteil ist, desto geringer der Brechindex. Wenn sich über den Tag durch natürliche Verdunstung der Wasseranteil ändert, können somit auch Korrekturschwankungen auftauchen. Weiche Kontaktlinsen weisen einen Wasseranteil von 40 - 80 Prozent auf, sofern sie auf Hydrogel basieren. Kontaktlinsen aus Silikon-Hydrogel wiederum besitzen nur einen Wert von durchschnittlich 30 - 50 Prozent.

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Auch wenn der Zusammenhang nicht augenscheinlich ist: Besonders dieser Materialmix ist für trockene Augen außergewöhnlich gut geeignet. Schließlich übernimmt das namensgebende Silikon den Löwenanteil des Sauerstofftransports, der dazu noch (unabhängig der vergangenen Tragezeit) dauerhaft und bis zu fünfmal so hoch wie bei Produkten aus Hydrogel ist. Damit stellen Produkte aus Silikon-Hydrogel – trotz der höheren Eingewöhnungsphase – eine klare Empfehlung für Kontaktlinsenträger dar, die zuweilen über trockene Augen klagen.

Wassergehalt von Kontaktlinsen: Harte (formstabile) Produkte

Der Wasseranteil ist namensgebend für "harte" oder auch formstabile genannte Haftschalen: Sie enthalten kaum Wasser. Dadurch ist zwar die Flexibilität eingeschränkt (und sie bedürfen somit einer häufig längeren Eingewöhnungszeit), allerdings bleibt das Trageempfinden bei ihnen über den ganzen Tag konstant. Beim Wechsel von einer weichen auf eine harte Linse werden Sie allerdings deutlich bemerken, dass diese Stabilität auch ihren Tribut zollt: Formstabile Produkte liegen nicht so komfortabel auf der Hornhaut und können bei schnellen Bewegungen – beispielsweise beim Sport – auch aus dem Auge fallen.

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Trotzdem sind formstabile Produkte insgesamt sauerstoffdurchlässiger und eignen sich damit ausgezeichnet als Kontaktlinsen für trockene Augen. Dies resultiert vor allem durch die hochwertigen, gasdurchlässigen Materialien, welche bei der Produktion verwendet werden. Da formstabile Produkte kleiner sind und nicht auf den Augen "kleben", sondern vielmehr mit der Tränenflüssigkeit schwimmen, blockieren sie nicht die Versorgung mit Sauerstoff.

Fazit beim Wassergehalt von Kontaktlinsen: Ein hoher Wasseranteil kann auch kontraproduktiv sein

Der Wasseranteil spielt eine tragende Rolle, wenn es um die Beurteilung von Passung, Konzeption und Tragekomfort von Linsen geht. Die Faustregel "höher ist also besser" trifft dennoch nicht zu. Zwar bedeutet ein hoher Wasseranteil häufig auch einen hohen Spontankomfort. Für trockene Augen ist ein hoher Wasseranteil durch die Verdunstung über den Tag dennoch kontraindiziert. Sind die natürlichen Wasserspeicher einer Kontaktlinse erst einmal aufgebraucht, entzieht sie dem Auge Tränenflüssigkeit: Ein Teufelskreis aus Reizung, Fremdkörpergefühl und erhöhtem Sauerstoffbedarf beginnt. Um diesen zu durchbrechen, sollten Personen mit trockenen Augen eher auf Linsen aus Silikon-Hydrogel oder formstabile Produkte zurückgreifen.

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Diese haben nämlich – im Gegensatz zu weichen Tageslinsen, Wochenlinsen oder Monatslinsen aus herkömmlichen Materialien – einen ungleich höheren Dk/T-Wert, welcher die Sauerstoffdurchlässigkeit bezeichnet. Im Zweifelsfall sollten Laien immer bei der Wahl von neuen Linsen den Rat eines Spezialisten befolgen:

Nur Optiker und Augenärzte können valide Aussagen darüber tätigen, welcher Wassergehalt mit welchem Material für die eigenen Augen angeraten ist.


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